Bin ich jetzt Nizza? Oder die Türkei? Oder bin ich weiterhin Jochen?
Es erschreckt mich, in welch direkter Abfolge Schreckliches in der Welt passiert. Nizza ist jetzt nur noch auf Platz 2 der Nachrichten-Charts. Anschläge, die weiter entfernt passieren, sind für uns hier nur Teil des nachrichtlichen Hintergrundrauschens. Oder war hier jemand in den letzten Wochen Bagdad?
All die Betroffenheitsbekundungen auf Facebook nutzen sich angesichts immer schlimmerer Anschläge ab. Selektiv wird Beileid und Solidarität bekundet. Paris, Nizza, sonstige westliche Welt – natürlich. Orient, Afrika – weit weg.
Je suis humain. Es gibt keine wertvollen und wertlosen menschlichen Opfer. Wir befinden uns in einer Welt, in der Leid immer sichtbarer herrscht. Temporäre Profilbilder ändern nichts, trösten niemanden, sind eher das kleine öffentliche Feigenblatt, hinter dem wir unsere Machtlosigkeit verstecken. Ich ändere mein Bild und zeige, dass ich Verabscheuungswürdiges verabscheue. Welch Redundanz. Wer – außer viel zu vielen Bekloppten – mag Terror? Also doch lieber Kräfte und Worte sparen.
Wofür sparen? Was sollen wir tun?
Wir selbst können nichts tun. Auch wenn uns Leute einreden möchten, dass es für die heutigen Probleme einfache Antworten gibt. Sie lügen uns an. Die Welt ist zu komplex, zu verstrickt, um sich auch nur in ihr zurechtzufinden. Von persönlicher Einflussnahme gar nicht zu reden.
Was wir tun können? Vieles. Im direkten Umfeld. Frieden verbreiten. Nicht die Welt retten und Weltfrieden selber basteln. Sondern dem Nächsten – jedem Nächsten – mit Respekt begegnen. Mitmensch sein. Freund sein.
Im Großen? Ich glaube an einen großen Gott. Ich glaube, dass dieser große Gott den Überblick hat. Ich glaube, dass dieser große Gott Dinge verändern kann. Daher: Wir können beten.
Ist das nicht zu wenig? Ist das nicht eine Ausflucht? Ja, wenn wir Gebet verstehen als ein stilles Murmeln, von dem wir nicht wissen und bei dem es uns egal ist, ob es jemand hört. Nein, wenn wir glauben, dass der Schöpfer des Himmels und der Erde unser Flehen erhört.
To cut a text that became much too long short: Wer beten möchte, bete. Lasst uns auf die Knie fallen und die Hände falten oder aufstehen und die Hände heben. „Nicht, was ich will, sondern dein Wille soll geschehen“ hat Jesus im Garten Gethsemane gebetet. Mir fällt es schwer, in dieser verrückten Welt den Überblick zu behalten. Das Gute ist: Ich muss Gott keine Vorschläge unterbreiten, was er wie zu tun hat.
Gib uns deinen Frieden. Amen.