Vor einem guten Jahr kam Microsoft mit einem netten Angebot auf die Schulen zu – das Microsoft Surface RT (erste Generation) für 245 Euro mit Touchcover statt dem Listenpreis von 479 ohne Touchcover.Da war irgendwie klar: So richtig viel kann man zu dem Preis nicht falsch machen. Unsere Schule bestellte also für interessierte Kollegen und ich nahm mir vor, dieses Tablet so richtig zu testen. Mein geliebtes Ultrabook bliebe ein Jahr lang zu Hause, während mich das Surface ab dann begleiten sollte.
Was gut lief
Das Surface ist gut verarbeitet und hält locker einen ganzen Schultag ohne Nachladen durch – vorausgesetzt, man zeigt nicht den ganzen Tag lang Videos über den Beamer. Aber es war ja Schuljahresanfang, und da macht man richtigen Unterricht. Ebenfalls sehr positiv ist der richtige USB-Anschluss, der es ermöglicht, Datensticks oder externe Festplatten problemlos an das Tablet zu bekommen.
Inclusiv ist Microsoft Office Home and Student in der Version 2013 mit Outlook. Es ist also möglich, auf dem Gerät Office-Dokumente ernsthaft und ohne Gefahr von späteren Formatverlusten zu bearbeiten. Damit liegt das Surface weit vor Android-Geräten, denn so kann ich meine gewohnten Vorlagen verwenden und in Freistunden arbeiten.
Was so mittel lief
Ab und zu darf ein Tablet auch mal an den Beamer – schließlich möchte man seinen Schülern auch mal etwas zeigen oder live eine Mindmap erstellen. Auch das Tippen von längeren Texten kommt im Deutschunterricht vor.
Die Verbindung zum Beamer ist mit einem Adapter (Kostenpunkt für das Original-Microsoft-Teil ca. 40 Euro; Nachbau deutlich günstiger) gut herzustellen. Meistens versteht das Tablet auch, in welchem Anzeigemodus es dabei laufen soll. Problem: Ab dem Einstecken des Adapters gilt die Parole: „Niemand bewegt sich“, denn schnell ist der Kontakt wacklig und die Verbindung zum Beamer weg.
Das Touchcover eignet sich eigentlich ziemlich gut für die Eingabe von Text, zumindest ist es schneller als die Bildschirmtastatur. Allerdings kommt es vor, dass es sich schief andockt und gar nicht arbeitet, was man aber sofort bemerkt. Ärgerlicher ist, dass oft die Tastendrücke nicht vollständig richtig verarbeitet werden. Es ist nun mal keine richtige Tastatur. Das Type Cover, das Microsoft auch anbietet, kostet alleine über 100 Euro. Längeres Tippen mit dem Touch Cover ist also nicht zu empfehlen. Für die E-Mail zwischendurch taugt es aber.
Das Angebot an Apps im Windows Store ist inzwischen ganz ordentlich. Für viele Anwendungen gibt es etwas, sehr oft auch kostenlos. Außerdem gibt es bei den meisten kostenpflichtigen Anwendungen die Möglichkeit, diese zwischen 1 und 14 Tagen zu testen. Anders als bei Android und Apple gibt es halt nicht für jeden Zweck mindestens gefühlte 20 Apps, sondern manchmal nur 1. Die Bezahlung im Windows Store über Microsoft Guthaben ist komfortabel gelöst.
Wenn man nicht mit einer Tastatur arbeiten möchte oder sich an den Schlieren auf dem Bildschirm stört, die beim Arbeiten mit dem Finger entstehen, kann man natürlich auf einen „Stift“ zurückgreifen. Dabei funktioniert leider nicht der edle vom Surface Pro, sondern nur die Griffel mit dickem Knubbel am Ende. Für das Klicken auf dem Display reicht das, aber zum Schreiben (was auf dem Tablet eigentlich auch geht) ist das wirklich nicht geeignet. Die Erkennungsraten sind zwar erstaunlich, aber man rutscht auf dem glatten Display und kommt so auf keine geeignete Schreibgeschwindigkeit.
Was richtig schlecht lief
Mein Schulkalender läuft über CalDAV, was eigentlich ein Standardprotokoll für Kalenderdaten ist. Aber was stören Microsoft schon Standards? Die ganze Zeit habe ich nach Apps und Erweiterungen für Windows RT gesucht, die mir Zugang zu meinem Kalender gewähren. Es half alles nichts, meine einzige Chance war der Zugriff auf den Kalender über das unkomfortable Web-Interface unseres Providers.
Und jetzt?
Da ich aktuell das Samsung Galaxy Note 10.1 2014 Edition als Whiteboardersatz teste, liegt das Surface derzeit meistens ungenutzt in der Ecke. Das sollte kein Dauerzustand sein, denn eigentlich ist es ein ordentliches Arbeitsgerät und Office auf dem Tablet ist ein starkes Argument. Noch einmal kaufen würde ich es mir trotzdem nicht. Und das Surface Pro ist mit knapp 1.000 Euro einfach deutlich zu teuer. Vielleicht sind Ultrabooks doch keine so blöde Erfindung.