Vor einigen Wochen kam die verstörende Meldung: Ein Großteil der Entwickler von OpenOffice hat sich mit Oracle, der Firma, die die Rechte an OpenOffice hält, zerstritten und die Document Foundation gegründet.Das ist selbst noch nicht ganz so schlimm, aber: Sie haben auch verkündet, eine Abspaltung von OpenOffice zu starten. Diese heißt – nicht ganz so einprägsam – LibreOffice und wurde nun in Version 3.3 vorgestellt.
Da zum größten Teil die selben Leute beteiligt waren, ändert sich für den Benutzer im Vergleich zu OpenOffice nicht so sehr viel. Das Handling ist gleich geblieben, Unterschiede sind eher im Detailbereich zu finden. Schön ist, dass die am häufigsten nachgefragten Erweiterungen schon im Paket dabei sind: Presenter Console, Presentation Minimizer und Report Builder muss man nicht mehr händisch nachrüsten. Was ist also an dieser Entwicklung schlecht?
Dazu sollte man sich die Situation vor einigen Jahren ins Gedächtnis rufen: De facto gab es im Office-Bereich nur das Produkt des Weltmarktführers. Andere Produkte hatten das Wort „Nische“ auf der Stirn stehen und boten sich nicht wirklich als Alternative an. OpenOffice hat das geändert. Es wurde zu DEM Gegenspieler von MS Office. Zwar war es nie so schick wie MS Office und musste immer mit einigen Inkompatibilitäten kämpfen, aber es wurde nach und nach ernst genommen. Microsoft hat als Reaktion auf OpenOffice seine Preise gesenkt und die Leistungen erhöht. Man bekommt beim Riesen aus Redmond inzwischen viel fürs Geld. Konkurrenz hat das Geschäft belebt.
Und nun? Oracle macht mit OpenOffice weiter, die Document Foundation hat LibreOffice gestartet. Einen Beitritt zur Stiftung hat Oracle verweigert, während sich andere große Firmen, die zu OpenOffice beitragen, LibreOffice unterstützen (u.a. IBM). Canonical wird mit der nächsten Version seines Betriebssystems Ubuntu – der 11.04 – LibreOffice ausliefern. Kurz: Das Lager derer, die Microsoft das Leben ein wenig schwieriger gestaltet haben, ist gespalten. Viele Nutzer hatten sich gerade an den neuen Namen OpenOffice gewöhnt. Sehr viele werden mit dem Namen LibreOffice erst einmal nicht viel anfangen können. Für sie ist es einfach ein weiteres Office-Produkt. LibreOffice ist kein Nachfolger von OpenOffice, sondern ein Konkurrent.
In Redmond dürfte man die Sektgläser klirren hören. Schade…